Home
Neues
Feste
Fest-Motive
Buddhismus
Hinduismus
Beschreibungen
Termine
Adressen
Kontakte
Site-Map
Impressum
Fest-Motive
Hinduismus
Bali-Hinduismus
Hindu-Feste
Buddhismus
Lamaismus
Buddha-Feste
Gebetsmühle
LamaismusNeuKl1
Doppeldorje

DIE  BEGEGNUNG  MIT  DEM  TANTRISMUS

Nschwkleben den Wandlungen des Buddhismus durch die Vereinigung und Durchdringung mit der Bön-Religion gibt es jedoch noch eine weitere, ganz entscheidende Weichenstellung, die für den weiteren Weg speziell des Lamaismus essentielle Bedeutung erlangte. Dies ist die Begegnung mit dem Tantrismus. Der Begriff „Tantrismus“ bezeichnet eine Art esoterische Geheimlehre, die sich bereits ca. 2000 Jahre v. Chr. in Nordindien entwickelt hat. Der Tantrismus ist Teil der alten religiösen Tradition Indiens und geht wahrscheinlich in seinen Wurzeln zurück bis auf die heiligen Bücher der Veden und Upanishaden. Er hat insbesondere den Hinduismus stark beeinflusst, aber auch beim Lamaismus deutliche Spuren hinterlassen.

Dschwkler Tantrismus als esoterische, stark von mystischen und magischen Vorstellungen durchdrungene Erkenntnislehre basiert auf einer äußerst komplexen und tiefgründigen Philosophie und Metaphysik, die an dieser Stelle nicht näher zu behandeln ist. Dies würde den Rahmen unserer Betrachtungen bei weitem sprengen. Vielmehr kann es hier nur darum gehen, einige für unsere Fragestellung der Einflussnahme auf den Lamaismus wesentliche Grundzüge kurz zu beleuchten.

Dschwkler Tantrismus ist nicht selbst Religion, sondern mehr eine Methode, um die inneren spirituellen Kräfte zu aktivieren. Das Wort Tantra geht zurück auf die Sanskritwurzel „Tan“ und bedeutet sich ausdehnen, über sich hinauswachsen, sein Bewusstsein erweitern bis zur Begegnung mit dem Unterbewussten oder gar Unbewusstem. Der Tantrismus lehrt eine „energetische“ Betrachtungsweise der Welt, die Verwobenheit von „grob-” und „feinstofflichen“ Ebenen, also physisch- materiellen und psychisch-geistigen Sphären. Ihren Ausdruck findet dies u. a. in einer extrem komplexen, für Nichteingeweihte kaum fassbaren Symbolik. Er geht von einer umfassenden Analogie von Mikro- und Makrokosmos aus, d. h. der Makrokosmos spiegelt sich in jedem Menschen als Mikrokosmos. Diese vielschichtige Realität, die beobachtbare Welt in allen ihren Erscheinungsformen entfaltet und offenbart sich aus der Sicht des Tantrismus in einem grundlegenden Dualismus, einer Polarität von weiblich und männlich. Jede Manifestation der realen Welt basiert nach der tantrischen Lehre auf diesem grundlegenden Dualismus, einem männlichen und weiblichen Prinzip.

Uschwklmgekehrt entsteht die sichtbare Welt in ihrer unendlichen Vielfalt aus der Vereinigung dieser zunächst gegensätzlichen Prinzipien. Denn, obwohl unterscheidbar in ihren Qualitäten, sind sie doch untrennbar, zwei Aspekte eines unteilbaren Ganzen und Absoluten. Ziel des Tantra als höchste Stufe der Erkenntnis und Erleuchtung ist es deshalb, diese integrale Ganzheit der Polarität durch aktive Versenkung zu verwirklichen. In diesem Zustand der mystischen Verschmelzung mit dem Absoluten erfährt der Praktizierende „shiva-shakti“, das „kosmische Bewusstsein“, oder wie es auch ausgedrückt wird, die Menschenseele vereinigt sich mit der Weltenseele, der individuelle mit dem universellen Geist.

Dschwklieser Zustand wird symbolisiert durch Shiva und seine göttliche Energie und Schöpfungskraft „shakti“, die in der Glaubenswelt des Tantrismus personifiziert als Muttergöttin Devi und Gemahlin von Shiva eine zentrale Rolle spielt. Vielfach wird hierfür der Begriff „Shaktismus“ geprägt. Er stellt die weibliche göttliche Kraft in den Mittelpunkt seines Kults, da nur sie die eigentliche kosmische Energie verkörpert. In den verschiedenen Richtungen des Tantrismus wird Devi in zwei Erscheinungsformen verehrt. Zum einen in ihrem freundlichen, segensreichen Aspekt als Uma und Gauri, zum andren in ihrer ungebändigten, furchterregenden Erscheinung als Durga und Kali.

Uschwklm den Bewusstheitszustand des shiva-shakti, der Vereinigung mit der Göttin Devi bzw. dem Absoluten, zu erreichen, kennt der Tantrismus verschiedene Rituale und Kulthandlungen, vielfach begleitet von magisch-okkulten Vorstellungen und Praktiken. Hierzu gehört die Benutzung mystischer Silben (Mantras) und Handhaltungen (Mudras) sowie magischer Diagramme (Mandalas und Yantras) als Mittel zur Transformation des Praktizierenden in höhere Bewusstseinsstufen. Besondere Bedeutung kommt dabei auch der Anwendung bestimmter Yogatechniken zu. Wichtig ist dabei immer die Initiation und Anleitung durch einen kundigen Lehrer und Meister, den Guru, der den Schüler auf dem spirituellen Weg behilflich ist.

Dschwkler Polarität von männlich und weiblich in der Erkenntnislehre des Tantrismus entspricht eine komplexe sexuelle Symbolik, mit der geistige Prinzipien und meditative, psychische Prozesse verbildlicht werden. So wird die geistige Vereinigung mit der Göttin, durch die dem Meditierenden die Einheit mit dem Absoluten zuteil wird, im Tantrismus häufig durch den Geschlechtsakt, d. h. die Darstellung einer männlichen und weiblichen Gottheit in sexueller Vereinigung, die berühmte „Yab-Yum“ Symbolik, versinnbildlicht. Und in der Tat bleibt es in manchen Tantra-Schulen nicht bei der Symbolik, d. h. die sexuelle Vereinigung wird als Teil des Rituals tatsächlich praktiziert. In westlicher Anschauung wird der Tantrismus deshalb oft fälschlich auf eine Transformation sexueller Energien oder gar auf einen Weg zur sexuellen Erfüllung reduziert. Dies ist sicher ein grundlegendes Missverständnis. Im Kern geht es in der Praxis des Tantrismus um den geistigen Prozess der Vereinigung von männlichem und weiblichem Prinzip mit der dahinterstehenden Bewusstseinserweiterung, der durch die sexuelle Symbolik sowie entsprechender Meditationshilfen lediglich unterstützt wird.

Dschwklie Begegnung des Buddhismus mit dieser Lehre des Tantrismus geschah bereits sehr früh noch in Indien, und die davon ausgehende tiefgreifende innere Wandlung vollzog sich langsam über viele Jahrhunderte. Im 6. Jahrh. nahm der Einfluss der Tantralehre auf den sich in Indien formierenden Vajarayana-Buddhismus/Lamaismus zu und bei seinem Aufbruch über den Himalaja im 7. Jahrh. hatte er ihn voll erfasst. Diese tantrischen Elemente gingen auch in die Vereinigung des Buddhismus mit dem Bön-Glauben zu Lamaismus/Vajarayana mit ein und haben vor allem die Meditationspraxis, wie schon angesprochen, entscheidend verändert und inhaltlich erweitert.
 

GEWANDELTE  ERSCHEINUNGSFORM  UND  RELIGIÖSE  PRAXIS  IM
  LAMAISMUS

Dschwklie grundlegenden Vorstellungen des Tantrismus zum Dualismus von männlichem und weiblichem Prinzip hat der Lamaismus in der Weise übernommen, als er den vom Bön adaptierten Gottheiten einen weiblichen Aspekt, eine weibliche Gottheit zur Seite stellt. Die weibliche Entsprechung verkörpert dabei den Aspekt der schauenden, erkennenden Weisheit, während die männliche Gottheit den Aspekt der Methode, der handelnden Verwirklichung versinnbildlicht. Vereint in der Meditation führen sie zu vertiefter spiritueller Erfahrung. Entsprechend hat der Lamaismus vom Tantrismus auch die Yab-Yum Symbolik übernommen und in seine Ikonographie einbezogen. Häufig findet man deshalb, etwa auf Thangkas als Meditationsvorlagen, Gottheiten oder buddhistische Heilige mit ihren weiblichen Entsprechungen in der Yab-Yum Symbolik dargestellt. Natürlich geht es auch hier nicht um sexuelle Vereinigung, sondern um den symbolischen Ausdruck der mystischen Vereinigung geistiger Polaritäten beim Meditierenden, um so zur Visualisierung und Begegnung mit der beschworenen Gottheit zu gelangen. Generell symbolisiert die Yab-
Yum Darstellung in der Bildsprache des Buddhismus die Auflösung aller Gegensätze, eine wesentliche Voraussetzung, um zur Erleuchtung zu gelangen.

Weiter
Zurück

Home

Feste

Fest-Motive

Beschreibungen

Termine

Kontakte

Adressen

Impressum

Doppeldorje
PfeilOben3